Knieverletzungen beim Schifahren vermeiden

Dez. 19, 2022

Ab ins Schivergnügen

Mit Beginn der Schisaison machen sich die begeisterten Wintersportler wieder auf den Weg, die Pisten zu erobern. Bei all der Freude über die Bewegung an der frischen Luft, inmitten der weißen Landschaft, denkt man natürlich nicht an Verletzungen, die mit diesem Sport einher gehen können. 

Hüftgelenk

Die Vorbereitungen auf den ersten Schitag, werden von vielen Hobbysportlern erst viel zu spät getroffen. Während im Profisport ganze Teams damit beschäftigt sind, den Fahrer auf die kommende Saison vorzubereiten, wird dies von Freitzeitsportlern meist vernachlässigt und das Schivergnügen wird jäh unterbrochen. 

Die häufigsten Verletzungsursachen sind mangelndes Aufwärmen, überhöhte Geschwindigkeit, Übermüdung und Selbstüberschätzung.


Als typische Schiverletzungen werden Brüche an Schulter, Rücken und Hand bezeichnet. Spitzenreiter sind allerdings Knieverletzungen. 

Das Knie zählt zu den komplexesten Gelenken im menschlichen Körper und ist besonders anfällig für Verletzungen, bei denen Knochen oder Weichteile (Knorpel und Bänder) des Kniegelenks geschädigt werden können.

Sobald das Knie verletzt ist, ist es entscheidend, frühzeitig die passenden therapeutischen Maßnahmen einzuleiten.

VERLETZUNGEN IM KNIE

Das Knie ist das zentrale Gelenk der unteren Extremitäten und wird dementsprechend permanent belastet.

Bereits beim Gehen, wirkt das dreieinhalbfache des eigenen Körpergewichts auf das Kniegelenk ein. Stolpert man, ist es sogar bereits das Achtfache.


Beim Schifahren ist das Knie permanent gefordert Richtungswechsel, Beschleunigung, abrupte Stopps oder unebenen Boden auszugleichen. Knieverletzungen beim Schifahren treten oft infolge von Stürzen auf, bei denen der Schifahrer das Knie verdreht. Solche Verletzungen können auch durch ruckartige Bewegungen während der Fahrt entstehen, ohne dass der Sportler zu Sturz kommt, nämlich dann, wenn der Fahrer den Schi nicht mehr kontrollieren kann. Dann führen sehr häufig Drehbewegungen, mit dem am Boden (bzw. Schi) fixierten Fuß, zu Verletzungen.

Diese werden in der Medizin als Drehtrauma bezeichnet.


Typische Knieverletzungen

Aufgrund von Kontrollverlust über den Schi oder unerwarteter Erschütterungen, passieren besonders häufig Knieverletzungen wie

·        Bänderdehnung, Bänderzerrung oder Bänderriss (Kreuzbandriss, Innenbandriss, Außenbandriss)

·        Meniskusschaden (häufig Meniskusriss)

·        Verrenkung von Kniegelenk bzw. Kniescheibe (Patellaluxation)

·        Knochenbrüche (Kniescheibenbruch, Oberschenkelrollenbruch, Schienbeinplateaubruch)


Die sogenannte "Unhappy Triad", die „unglückliche Triade" stellt den Klassiker der Skiverletzungen dar und besteht aus einer dreifach kombinierten Knieverletzung: Riss des vorderen Kreuzbandes, des medialen Innenbands sowie des Meniskus

KNIEVERLETZUNGEN VORBEUGEN

Knieprobleme gehören zwar zu der häufigsten Verletzung beim Skifahren, sollten aber kein Grund sein, das Skifahren aufzugeben.

Was kann man selbst zu einem unfall- und schmerzfreien Schivergnügen beitragen?


TIPP #1 : Fit auf die Piste

Der Körper muss immer fit fürs Skifahren sein und für die anstehende Belastung gerüstet sein. Wenn es nach der ersten Abfahrt in den Oberschenkeln bereits brennt, macht es auf der Piste keinen Spaß und erhöht das Verletzungsrisiko enorm. Neben Kraft und Kondition benötigen Sie auch ein trainiertes Gleichgewicht. Mit der Vorbereitung auf die erste Abfahrt, sollten Sie 6-8 Wochen vor dem Wintervergnügen starten. Integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag. Neben der klassischen Schigymnastik wählen Sie beispielsweise die Treppe anstelle des Lifts oder gehen zu Fuß einkaufen. Zum Aufbau der Kondition bietet der Herbst zahlreiche Möglichkeiten wie Wandern, Radfahren oder Joggen.


TIPP #2 : Materialcheck

Überprüfen Sie auf alle Fälle vor der ersten Abfahrt, ob Ihr Material in Ordnung ist. Schuhe, Wachs, Kantenschliff und Bindungseinstellung verdienen Ihre volle Aufmerksamkeit.


TIPP #3 : Aufwärmen

Oftmals unterschätzt und vernachlässigt, aber mit einfachen Aufwärmübungen vor der ersten Fahrt auf der Piste, wie


  •  Schwingen der Beine

  • Kreisen der Arme oder der Hüfte
  • Kniebeugen
  • Abfangen spielen mit den Kindern

wird die Durchblutung der Muskulatur verbessert und signalisiert ihr, dass sie jetzt arbeiten muss.

Vor allem bei Minusgraden hilft die Wärme den Muskeln, die optimale Leistung abzurufen und bereitet darüber hinaus auch die Sehnen, Gelenke und das Herz-Kreislauf-System auf die sportliche Aktivität vor.


TIPP #4 : Ehrliche Selbsteinschätzung und regelmäßige Pausen

Neben all der Freude an der weißen Pracht, sollte man zu sich selbst ehrlich sein.

Oftmals ist die letzte Abfahrt Ursache für Verletzungen, denn schwindet die Konzentration, steigt die Wahrscheinlichkeit vorhersehbare Gefahren nicht rechtzeitig zu erkennen. Kräfteraubende Fahrtechnik oder zu aggressiver Fahrstil, können unter anderem ein weiterer Auslöser sein.

Regelmäßige Pausen und eine realistische Selbsteinschätzung schützen sich selbst und andere.


SOFORTMASSNAHMEN BEI KNIEVERLETZUNGEN: Die PECH – Regel

Als Gedächtnishilfe für die Erstversorgung unmittelbar nach einer Knieverletzung, kann die PECH-Regel hilfreich sein:

P – PAUSE: nicht weiter belasten, ruhigstellen und sicher lagern

E - EIS: nach einer Verletzung rasch kühlen, dadurch lassen sich Einblutungen und Schwellungen mindern und Gewebeschäden reduzieren. 

C - COMPRESSION: ein Kompressionsverband verhindert ein zu starkes Anschwellen.

Beim Anlegen darauf achten, dass ausreichend Durchblutung gewährleistet ist. Passen Sie den Verband regelmäßig an die Schwellung an, da diese in den ersten Stunden nach der Verletzung meist zunimmt.

H - HOCHLAGERN: betroffene Region hochlagern, dies ermöglicht den besseren Abfluss von Blut und Schwellflüssigkeit.


SCHIVERLETZUNGEN ERFOLGREICH BEHANDELN

Um das Knie vor eventuell weiteren Schädigungen zu schützen, ist eine zeitnahe Abklärung der Knieverletzungen absolut empfehlenswert.

Gerade bei stumpfen Verletzungen wie Zerrungen, Prellungen oder Verrenkungen kann eine rasche erste Hilfe den Leidensweg wesentlich verkürzen.


Nach einer umfassenden Diagnostik durch einen Facharzt kann aus der Vielzahl an konservativen Therapien oder operativen Behandlung die passende Therapie zusammengestellt werden.


Konservative Behandlung bedeutet, dass eine medikamentöse Therapie die Heilung der Sportverletzung unterstützt.

Dabei lindern Medikamente die Schmerzen der Verletzung und Heilbehelfe wie Krücken oder Orthesen unterstützen die Ruhigstellung des geschädigten Knies. Salben und Sportgele wirken dort, wo sie benötigt werden, um zum Beispiel Blutergüsse aufzulösen.


Operative Behandlung ist dann notwendig, wenn konservative Therapien ausgeschöpft sind, es gilt Folgeschäden zu vermeiden oder die Verletzungen so schwerwiegend sind, dass der chirurgische Eingriff die geeignete Behandlungsform darstellt.

 

Physiotherapie und Reha ermöglicht dem verletzten Körperbereich, unter angeleiteter Bewegungstherapie und Krafttraining, sich wieder schonend zu bewegen.

Weiters unterstützen äußere Anwendungen, wie Massagen, Kälte- und Wärmebehandlungen oder elektrische Ströme die Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion und Beweglichkeit.


Gerne untersuche und berate ich Sie in meiner orthopädischen Praxis in Graz individuell und begleite Sie auf dem Weg Ihrer Genesung.
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